Arbeitsphilosophie

Der psychoanalytisch-systemische Ansatz

Seit Anfang der 80er Jahre ist für mich eine psychoanalytisch-systemische Arbeitsphilosophie handlungsleitend. Der psychoanalytisch-systemische Ansatz integriert systemische und psychodynamische Konzepte auf der Grundlage einer konstruktivistischen Erkenntnistheorie, der so genannten "Kybernetik zweiter Ordnung", und macht sie für unterschiedliche Kontexte wie etwa Psychotherapie, Supervision, Beratung oder Coaching nutzbar. Ich verstehe Individuen, Paare, Familien und Organisationen als autonome, selbstorganisierte und selbstregulierte Systeme. Im Zuge ihrer Entwicklung bilden sie spezifische - individuelle und intersubjektive - Konstruktionen der eigenen Identität (als Selbst, Liebesbeziehung, Familie, Organisation usw.) sowie der für sie bedeutsamen Umwelt aus.

Konstruktion von Wirklichkeiten

Die Wirklichkeit, in der sie existieren, ist deshalb immer eine sozial konstruierte Wirklichkeit. Sie ist von der Struktur und der Erfahrung, d.h. von der Biografie und der Geschichte des Systems in seiner Umwelt abhängig. Die affektiven, kognitiven und handlungsbezogenen Prozesse und Operationen von Systemen führen zur Herausbildung zeitlich stabiler Muster auf unterschiedlichen Ebenen. Dabei haben wir es einerseits mit typischen Verhaltensabläufen in Familien, Paarbeziehungen oder Arbeitsteams zu tun, diese Ebene können wir als Makromuster identifizieren, z.B. als Bindungs- oder Transaktionsmuster. Andererseits geht es um Musterbildung im Rahmen affektiver Kommunikation, damit sind Mikromuster gemeint, etwa: Blickkontakt, Mimik, Gestik, Körperbewegung etc. Solche Bewegungs-, Wahrnehmungs-, Orientierungs- und Interaktionsmuster vermitteln einem Beobachter den Eindruck eines typischen Systemverhaltens. Muster und Konstruktionen bilden füreinander Kontexte der wechselseitigen Beeinflussung und Veränderung.

Veränderung

Veränderung durch Therapie, Supervision oder Beratung zielt daher sowohl auf Veränderung von Selbst- bzw. Umweltkonstrukten wie auch auf die Unterbrechung problematischer Muster, was Raum für neue Systemoptionen schafft. Der psychoanalytisch-systemische Ansatz ist ressourcen- und lösungsorientiert. Er respektiert die Klienten und Kunden als autonome Systeme und würdigt die bestehenden Probleme als Lösungsversuche, die ihrerseits wieder zu neuen Problemen führen. Er verzichtet dabei auf Pathologisierungen und versucht, die Veränderungsmöglichkeiten im System zu aktivieren. Weil jede Veränderung sich nur in einer individuellen, einzigartigen Begegnung zwischen Klienten bzw. Kunden und professionellen Helfern vollziehen kann, ist die affektive Rahmung des Klientensystems und des Beratungsprozesses von besonderer Bedeutung.

Verbindungen

Meine Arbeitsphilosophie ist von vielen Menschen beeinflusst worden. Ich habe von ihnen gelernt, mit ihnen diskutiert und gestritten, meine Ideen an den Unterschieden geschärft. Sie haben mich in meiner Entwicklung begleitet, mir theoretische und persönliche Rückmeldungen gegeben und sind für meine Überzeugungen wichtig gewesen, unabhängig davon, ob und wie sehr ich mit ihnen übereinstimme. Mit ihnen verband und verbindet mich Freundschaft sowie gemeinsames wissenschaftliches und praktisches Interesse, ihnen allen möchte ich an dieser Stelle danken:

Corina Ahlers, Wilhelm J. Backhausen, Petra Bauer, Norbert Bischof, Renate Blum-Maurice, Hagen Böser, Ulrike Borst, Andrea Brandl-Nebehay, Horst Brodbeck, Michael B. Buchholz, Luc Ciompi, Hans Christ, Ulrich Clement, Angelika Dibbern, Mohammed El Hachimi, Mony Elkaim, Jörg Fellermann, Ruth Filus-Schneider, Elisabeth Fivaz-Depeursinge, Dörte Foertsch, Heinz von Foerster (†), Jens Friebe, Peter Fürstenau, Jürgen Hargens, Bruno Hildenbrand, Joachim Hinsch, Christa Hoffmann-Zur Verth (†), Pieter Hutz, Evan Imber-Black, Hans Jellouschek, Wolfgang Kallwass, Ingrid Kellermann, Heiko Kleve, Heinz Kersting (†), Rudolf Klein, Carl Klüwer, Oliver König, Ekkehard Krebs, Friedebert Kröger, Eberhard Künzel (†), Jürgen Kriz, Matthias Lauterbach, Lutz Gero Leky, Jürgen Linke (†), Eve Lipchik, Wolfgang Loth, Kurt Ludewig, Karin Martens-Schmid, Bettina Meissner, Anni Michelmann, Endre Mohos (†), Haja Molter, Heidi Möller, Christoph Potting, Stephan Potting, Günter Presting, Susanne Quistorp, Günter Reich, Ludwig Reiter, Wolf Ritscher, Stephan Potting, Bernd Roedel, Wilhelm Rotthaus, Ingeborg Rücker-Embden-Jonasch (†), Günter Schiepek, Roland Schleiffer, Ulrich Schlingensiepen, Arist von Schlippe, Gunther Schmidt, Manfred G. Schmidt, Barbara Schmidt-Keller, Christiane Schuchardt-Hain, Jochen Schweitzer, Reinhard Sieder, Fritz B. Simon, Ulrich Sollmann, Egbert Steiner, Liane Stephan, Ulrich Streeck, Cornelia Tsirigotis, Gunthard Weber, Renate Weihe-Scheidt, Rosmarie Welter-Enderlin (†), Michael Wirsching, Reinhart Wolff, Gisal Wnuk-Gette, Constance Zoff (†)